Erfolgsfaktoren für den Umgang mit KI-Anwendungen

Gestern wurde ich in einem Experteninterview unter anderem danach gefragt, ob sich die Erfolgsfaktoren im Umgang mit KI-Anwendungen von denen unterscheiden, die im bisherigen Arbeitsleben von Mitarbeitern eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Frage fand ich ausgesprochen interessant. Ich kam zu dem Schluss, dass sich die Erfolgsfaktoren nicht wesentlich unterscheiden, dass sie sich aber noch deutlicher auswirken.

Sundar Pichai, CEO von Google, wird die Aussage zugeschrieben, die KI sei wahrscheinlich die wichtigste Sache, an der die Menschheit jemals gearbeitet hat. Sie sei mindestens so grundlegend wie die Elektrizität und habe das Potenzial unsere Welt zu verbessern. Tatsächlich erweist sich bereits, dass die KI eine gewaltige Wertschöpfung erzeugt. Bewährtes reicht nicht mehr aus. Wir müssen uns mit KI intensiv beschäftigen, um sie sinnvoll in unsere betrieblichen Prozesse zu integrieren.

Meinen Beobachtungen zufolge werden Personen mit guten Führungsfähigkeiten auch im Umgang mit KI-Anwendungen erfolgreicher sein als solche, die über keine guten Führungsfähigkeiten verfügen. Der Grund dafür liegt darin, dass die KI umso bessere Ergebnisse liefert,

  • je strukturierter die Vorgehensweise ist,
  • je gezielter die KI-Anwendungen ausgewählt werden,
  • je klarer ihre Rolle und Funktion definiert werden,
  • je besser die KI-Anwendungen vernetzt arbeiten,
  • je fokussierter und präziser sie angewiesen werden
  • und je anschaulicher der Kontext für eine konkrete zu bearbeitende Aufgabe beschrieben wird.

So wie es in menschlichen Führungsstrukturen entscheidend ist, zu erkennen, welche Personen eine Aufgabe gut lösen können, müssen auch KI-Anwendungen sorgfältig ausgewählt werden, denn auch sie haben bestimmte Fähigkeiten und Grenzen. Und es muss dafür gesorgt werden, dass die ausgewählten KI-Anwendungen in einen effektiven Workflow eingebunden werden und sie gut zusammenarbeiten. Außerdem sind eine Beurteilung und ein Feedback der gelieferten Ergebnisse wichtig, um den eingesetzten KI-Anwendungen Revisions- und Lerneffekte zu ermöglichen. Je abgestimmter der Dialog mit KI-Anwendungen ist, desto effektiver wird die KI ihre Nutzer unterstützen und entlasten.

Das alles sind Führungsthemen, die wir schon aus der bisherigen Praxis ohne KI kennen. Auch Mitarbeiter benötigen Feedback und Wertschätzung zur Orientierung und als motivierende Sinnstiftung. Nun könnte man noch die Netiquette anführen. Es hat sich tatsächlich gezeigt, dass KI-Anwendungen höherwertige Ergebnisse liefern, wenn Anwender sie höflich um Unterstützung bitten und ausführen, wie wichtig die Ergebnisse sind, um ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Natürlich ist eine KI-Anwendung eine emotionslose Maschine, aber sie entnimmt der Formulierung die Information, dass sie sich besonders bemühen soll; Netiquette erzeugt also auch bei KI-Anwendungen etwas wie Motivation.

Oft wird die IT-Affinität als eine Voraussetzung angeführt, um KI wirksam einsetzen zu können. Diesen Einwand lasse ich insofern bedingt gelten, dass Nutzer von KI-Anwendungen mit einem über Anwendererfahrung mit PCs verfügen sollten. Mittlerweile sind viele intuitiv bedienbare KI-Anwendungen verfügbar, die keine besonderen IT-Vorkenntnisse, insbesondere keine Programmierkenntnisse, erfordern. Es bleibt die Herausforderung, sich auf neue KI-Anwendungen einzulassen und ihre Logik zu verstehen. Dafür sind eine Portion Neugier und der unbedingte Wille förderlich, dranzubleiben und sich „durchzubeißen“. Auch in dieser Beziehung sehe ich Parallelen mit der bisherigen Arbeitswelt. Das sind Erwartungen, die bereits in der Welt ohne KI zu den Erfolgsfaktoren zählten.

Schließlich ist es wichtig, sich zu überlegen, für welche Aufgaben die KI eingesetzt werden soll. Das sind strategische, gestalterische und Führungsthemen, die wir ebenfalls aus der bisherigen Welt kennen. Fragen Sie sich: Kann eine KI-Anwendung das, was ich tue, schneller, fehlerfreier und besser machen? Welche KI-basierte Lösung trägt dazu bei, dass das Unternehmen einen Nutzen davon hat? Welche Business Cases sind relevant, um von KI gestützt zu werden? Welche Prozesse sollten durch Multi-Agenten-Tools automatisiert ablaufen? Wie kann KI nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch den Absatz und den Umsatz durch KI-basierte smarte Workflows skalieren?

Die Erfolgsfaktoren im Umgang mit KI-Anwendungen unterscheiden sich nicht wesentlich von den Erfolgsfaktoren ohne KI, aber mit KI wirkt es sich voraussichtlich stärker auf das Ergebnis aus, wie gut die Erfolgsfaktoren ausgeprägt sind.