Anforderungen an Managementberater

Auf der Fachtagung des Bundesverbandes Die KMU-Berater, die am 26. und 27. Juni 2025 in Berlin stattfand, leitete Dr. Boysen von den wirtschaftlichen Entwicklungen und den sich daraus ergebenden Herausforderungen für Unternehmer und Führungskräfte die Anforderungen an Managementberater ab. Dr. Boysen differenzierte Basic Skills von handwerklichen Skills.

Zu den Basic Skills zählte Dr. Boysen die Fähigkeit, sinnvolle Projekte zu spezifizieren und sie handlungsgerecht zu strukturieren. Vorausgesetzt werden sollte auch die Fähigkeit betriebswirtschaftliche Zusammenhänge zutreffend zu erfassen und der professionelle Umgang mit finanzwirtschaftlichen Kennzahlen. Dafür ist ein gutes Verständnis relevanter Märkte, Produkte und Technologien ebenso erforderlich wie eine profunde Kenntnis der betrieblichen Funktionen (Produktmanagement, Produktentwicklung, Marketing, Vertrieb, Einkauf, Fertigung, Logistik etc.), möglichst mit einer Spezialisierung. Ebenso wichtig sind die strategische Kompetenz in Kenntnis der wesentlichen strategischen Konzepte, die Prozesskompetenz und das Verständnis für nachhaltig wirksame Feedback-Mechanismen entlang des Geschäftsprozesses, und zwar in und zwischen Prozessen, sowie die Leadership-Kompetenz, um Teams zu motivieren und zu zielorientierter Leistung zu führen. Auch die Kenntnis der üblichen Erwartungen von Geschäftsbanken ist für Dr. Boysen eine Basisanforderung an Unternehmensberater. Auch ein gutes Rollenverständnis als Berater als Impulsgeber, objektiver und unabhängiger Sparring-Partner, Coach, Enabler und Treiber wichtiger Veränderungsprozesse ist für Dr. Boysen eine Basiskompetenz. Als unvoreingenommene Externe erkennen gute Unternehmensberater sowohl Chancen und Perspektiven als auch Schwachpunkte in den Unternehmen ihrer Klienten und benennen sie klar. Erfahrene Unternehmensberater wissen, dass es immer zwei Gründe gibt: einen guten Grund und den wahren Grund, um eine Weisheit zu zitieren, die Winston Churchill zugeschrieben wird. Um schwierige Botschaften zu kanalisieren, muss von Unternehmensberatern auch eine ausgeprägte Kommunikationskompetenz erwartet werden. Zum Umfang der Kommunikationskompetenz zählt Dr. Boysen u. a. auch die Fähigkeit, gut strukturierte, entscheidungs- und umsetzungsorientierte Konzepte zu erstellen, und relevante Stakeholder in Veränderungsprozesse einzubinden, um zügig gemeinsam getragene Ergebnisse zu erzielen.

Zu den handwerklichen Skills zählt Dr. Boysen die Methodik und Erfahrung im Projektmanagement zur stringenten Umsetzungsbegleitung. Außerdem sind Skills im Shopfloor-Management erforderlich (Lean Management, Wertstromanalyse, Kaizen, 5 S etc.). Die grafische Darstellung und Dokumentation von Prozessen sollte ebenfalls vorausgesetzt werden können wie die Erstellung nachvollziehbarer Geschäftskonzepte und Gutachten. Auch der Umgang mit ERP-Systemen, kollaborativen IT-Anwendungen und der effiziente Einsatz von KI-Anwendungen sowohl für die eigene Praxis als auch für die Beratung von Mandanten sollten beherrscht werden.

Die Kür der Managenmentberatung zeigt sich für Dr. Boysen in speziellen Skills, die damit beginnen, zügig hypothesengetriebene Lösungsansätze zu formulieren und sie dann zu validieren oder zu widerlegen, um schnell zu Ergebnissen zu gelangen, die hinreichend weit ausgreifen. Die Fähigkeit, strategische Diskurse in den Teams von Auftraggebern zu etablieren, ist ebenfalls ein spezieller Skill. Besonders wichtig und gleichzeitig hoch anspruchsvoll ist die Fähigkeit, Klienten zu einem souveränen Umgang mit Unsicherheiten zu führen. Dazu muss ein gemeinsames Denken in Szenarien, die Fähigkeit einer realistischen Einschätzung von Eintrittswahrscheinlichkeiten und Impacts, und die Fähigkeit, unvermeidbare Risiken wirkungsvoll zu hedgen, erreicht werden. Außerdem können gute Managementberater herbeiführen, dass das Wirken im “Jetzt und Hier” mit der Verfolgung strategischer Ziele verbunden wird, bspw. durch den Einsatz von Methoden wie Hoshin Kanri. Die Krönung der Anforderungen an Unternehmensberater ist für Dr. Boysen die Fähigkeit, das Erfassen dynamisch-komplexer Zusammenhänge in Unternehmen zu fördern, sie zu modellieren und Szenarien zu simulieren.

Spezial-Know-how wird ebenso gebraucht wie die Fähigkeit, ganzheitlich vernetzt zu wirken.

Und die Welt dreht sich weiter, was bedeutet, dass einmal erworbenes Wissen eine Halbwertzeit hat. Gerade Unternehmensberater müssen sich laufend weiterentwickeln, um ihren Klienten nützlich zu sein. Allerdings ist es ein symbiotisches Geben und Nehmen: In jedem Mandat unterstützen Berater nicht nur, sondern lernen auch hinzu. Kein Mandat ist wie das andere, und das macht den Beruf als Unternehmensberater interessant – und erfahrene Unternehmensberater zu wertvollen Partnern für ihre Klienten.